Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda
Die dritte Woche: Dienstag, erster bis Montag, siebenter April 2025
Eine Woche mit Utas Mutter liegt hinter uns - sieben spannende Tage angefüllt mit Gesprächen über Erinnerungen an ein langes, ereignisreiches Leben und mit dem Abenteuer der Gegenwart. Moni-Omi interessiert sich für alles. Deshalb vermochte sie sich umstandslos in unseren Tageslauf einzufügen, der sich mit Rücksicht auf unseren kostbaren Besuch ein wenig in Richtung bürgerlicher Gepflogenheiten erweiterte. Auf Kosten der Malerei verlagerte sich sein Schwerpunkt auf die Arbeiten in Haus und Garten, an denen sich Moni-Omi emsig beteiligte und orientierte sich sogar grob an Essens-Zonen (Frühstück, Mittagessen, Abendessen). Abends flackerten die Deutsche Tagesschau und zwei lustige Filme in unser griechisches Häuschen: die leider allzu hellsichtige Kommerz-Satire „Brust oder Keule“ von Louis de Funès und Jaco Van Dormaels Komödie „Das brandneue Testament“, meiner Meinung nach ein Pflichtbaustein in jedem aufschlussreichen Religionsunterricht.
Moni-Omis Besuch sorgte auch dafür, daß wir nicht nur jeden Tag sensationelle Gerichte zubereiteten, für die Uta und ihre Mutter frische Zutaten vom Wochenmarkt in Kalamáta besorgten, sondern auch die Kreationen anderer Küchen geniessen durften. Am Donnerstag kamen wir bei sieben köstlichen Vorspeisen am Hafen von Ágios Nikólaos mit den Freunden Mei und Jort zusammen; gestern und heute saßen wir schmausend im gleichen Ort an den Tischen der Restaurants Líthos und Limáni.
Wie immer, wenn Besuch im Haus ist, nutzen wir die Gelegenheit für einen Ausflug. Da Uta mit ihren künstlerischen Arbeiten in Verzug geraten war, fuhr ich mit Moni-Omi alleine los, um ihr meine Lieblingsorte zu zeigen. Den Ausgangspunkt bildete der weiß polierte Küchenblock, auf dem ich allmorgendlich mindestens 30 Minuten mit dem Auspressen von Orangen zubringe. Je nach Uhrzeit beobachte ich von hier aus Meer und Wolken oder auch den goldenen Lichterteppich, der sich langsam über die Olivenhaine schiebt, denn ich blicke nach Westen. Später tuckerten wir in Gegenrichtung entlang der Schluchten den Berg hinauf bis zum Dorf Eleiochóri. Hier herrschen Ruhe, Blütenduft und Aussichten über die Hügel und Täler und hinaus aufs Meer bis hinüber zum messenischen Golf. Nachdem uns die engen Gässchen, für Esel und Mensch geschaffen, zurück zum Fahrzeug geleitet hatten, nahmen wir drei byzantinischen Kirchen in Augenschein. Beginnend mit der imposanten Architektur der im neunten Jahrhundert auf einem römischen Tempel errichteten Kirche von Kampinári bei Plátsa, führte unsere kompakte kunsthistorische Reise zu den eindrucksvollen frühmittelalterlichen Steinreliefs der Metamorfósis-Kirche in Nomitsí und schließlich zu den in den letzten drei Jahrhunderten geschaffenen Ausmalungen der frisch renovierten Kirche von Langáda. Bevor wir am Abend zu Utas Atelier zurückfanden, gleichermaßen erfüllt von Blütenrausch und Kunstgenuss, gönnten wir uns in meinem Lieblingslokal Àdis vor den rauschenden Meereswogen noch Kuchen und Kaffee.
Innerhalb der zurückliegenden drei Wochen haben sich nun auch die Weinstöcke und der Feigenbaum Blätterkronen aufgesetzt - und noch immer blühen duftend die Orangenbäume.
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