Káto-Rígklia, Dytikí Máni, Elláda
Die zehnte Woche: Donnerstag, 21. bis Mittwoch, 27. November 2024
Die Olivenernte ist in vollem Gange. Nachdem wir Freunden einen Tag lang dabei geholfen haben, die Beeren von den Zweigen zu streifen, steht nun ein Kanister, gefüllt mit frischem, grünen Öl neben dem Herd. Auch im Garten des Panteleímonas haben wir aufgeräumt und nachdem offene Feuer wieder erlaubt sind, die Gartenabfälle des zurückliegenden Jahres verbrannt. Jeden Morgen lese ich die heruntergefallenen Orangen auf, um sie in Utas Atelier auszupressen. Dabei beobachte ich ein Schauspiel, das mich seit Jahren berührt: langsam und kontinuierlich rollt die Sonne ihren goldenen Teppich über die Olivenhaine.
Jeden Tag arbeiten wir fleißig für das Buchprojekt, das Uta für unsere Gruppe AiM organisiert. Im Sommer des nächsten Jahres sollen 41 Künstlerbücher gebunden werden, jedes einzelne ein Unikat, das von 34 Kunstschaffenden je ein Originalblatt enthält. Vergangenen Samstag haben wir darüber mit unserem französischen Freund Eric Schaftlein konferiert - heute gab es ein Arbeitsessen mit unserer südafrikanischen AiM-Freundin Lee O’Connor im eine Autostunde entfernten Megáli Mantíneia.
Daneben verbringt Uta zur Vorbereitung komplexer Intagliotypien viel Zeit am Computer und ich verwandele Linoleumplatten in Noten-Lineaturen, schneide Papier-Collagen zurecht und experimentiere mit dem Übertragen von Frottagen auf fertige Drucke. Bis der nächste Regen die Olivenhaine in rote Schlammsümpfe verwandelt, möchte ich neue Abriebe von den Ruinen des Braunkohle-Bergwerkes abnehmen, in dem Γεώργιoς Ζορμπάς gearbeitet hat, die Hauptfigur in Níkos Kazantzákis Buch „Leben und Lebensart des Alexis Sorbas“. Nach diesem Roman, der sich auf reale Begebenheiten im Nachbarort Stoúpa bezieht, wurde 1964 der berühmte Film mit Anthony Quinn gedreht. Auch wenn heute nicht mehr alle Menschen diesen Oscar-gekrönten Streifen kennen, hat es der extra für diese Verfilmung erfundene Tanz „Sirtaki“ ins kollektive Gedächtnis geschafft. Er wird heute landläufig als traditioneller griechischer Tanz fehlinterpretiert.
Als wir heute von Lee zurückkamen, fanden wir die Einfahrt zum Garten komplett mit Erde und Steinen verschüttet vor. In den nächsten Tagen werden wir damit die alte Sickergrube füllen, denn seit gut einem Jahr beobachten wir, dass sich die darüber wölbende Garagenzufahrt kontinuierlich absenkt.
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