Rigklia 22

 

Rígklia, Messinías, Dytiki Máni, Elláda

 

 

 

Die vierundzwanzigste Woche unserer Reise: Donnerstag, 23. bis Mittwoch, 30. März 2022

 

 

 

Morgens um Sieben glänzen die Häuser von Stoúpa bereits in der Morgensonne. Lange bevor sich der goldene Teppich bis Agriakóna ausrollt, leuchten vom Baum die letzten Orangen herüber; rot-gelbe Lampions im Garten des Panteleímonas. Laut rauscht die See. Endlich beginnt die Zeit der roten Mohnblumen! Im schnellen Vorübergehen lassen sie sich manchmal nicht von den spätblühenden Anemonen unterscheiden. Die Wiesen der Olivenhaine werden noch lange Zeit ihre roten Akzente behalten.

 

Da der griechische Nationalfeiertag dieses Jahr auf einen Freitag fiel, nutzten viele Menschen das lange Wochenende, um ans Meer zu fahren. Entsprechend gefüllt waren Cafés und Restaurants; Strände und Straßenränder sind nun wieder mit Verpackungsmüll dekoriert. Wir aber suchten keine Ablenkung, denn die Trauer über den Verlust unserer Gefährtin Coco braucht Raum und Zeit. Noch immer sprachen wir zu ihr, die unser Leben entscheidend mitgestaltet und bereichert hat. Bei all den Arbeiten, unter deren Verrichtung der Tag dahinging, sahen wir sie neben uns.

 

Für zweieinhalb Tage und drei Nächte hat uns David, der Freund, seinen Hund Sophia in Obhut gegeben, dem bis heute Früh unsere Aufmerksamkeit galt. Am ersten Abend fiel es ihr schwer, zur Ruhe zu kommen. Lange noch verweilten wir im Turmzimmer, ich schreibend am Tisch, Uta teilte sich mit Sophia das Sofa. Später, als Uta längst im Bett lag, begann Sophia lauthals mit den Schakalen zu heulen. Nachdem sich Scruffy, wie die dunkle Schönheit auch genannt wird, gegen halb Drei endgültig zur Ruhe begeben hatte, konnten wir alle gut schlafen. Beim Erwachen lag das Tierchen zwischen Uta und mir im Bett. Für die Dauer ihrer Hundeferien sorgte sie für eine ruhige und freundliche Atmosphäre. Auf den Hundespaziergängen folgten wir vertrauten Coco-Wegen über den Pantazí-Strand am Meer entlang zum Brunnen. Die langen sonnigen Tage über wich uns Sophia nicht von der Seite. Dabei stellte sie alle Sinne auf Empfang, schaute vorüberfliegenden Käfern nach, stand minutenlang vor Mauerritzen, in denen eine Eidechse verschwunden war, lauschte dem Konzert der Vögel in den Olivenbäumen.

 

Gestern trafen wir letzte Vorbereitungen für die Abfahrt, benötigen einige Stunden, um die Gemälde und Zeichnungen, die in den vergangenen fünf Monaten entstanden sind, transportsicher zu verpacken. Heute Morgen walzerte uns Utas Musik-Wecker um fünf Uhr aus dem Bett. Bis auf die Koffer war das Auto gepackt; nach dem Frühstück räumten wir dann unsere restlichen Habseligkeiten aus dem Haus. Vor der Abfahrt führten wir Sophia noch einmal durch die Olivenhaine, ließen sie schließlich in Davids Haus zurück; die Schlüssel und einen frischen Salatkopf deponierten wir auf dem Tisch.

 

Wehmütig verließen wir Agriakóna und die Bucht, in der wir intensiv gelebt und unsere liebe Gefährtin Coco zurückgelassen haben. Trotz der dichten Wolkendecke stieg das Thermometer bald auf nahe 20 Grad. Vor dem Überqueren des Passes blickten wir noch einmal hinüber zu den Felsen und Olivenfelder nach Kardamíli, Stoupa und über die Bucht von Ágios Nikolaos.

 

Um die Mittagszeit erreichten wir dann unser Quartier in Archaía Olympía, dasselbe wie vor zwei Jahren. Dieses Mal aber kehrten wir zufrieden und erfüllt von der Exkursion zu den Ausgrabungsstätten des Zéus-Heiligtumes zurück, denn das Freiluft-Areal und auch das Archäologische Museum hatten ihre Tore geöffnet.

 

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